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Assuan-Staudamm

Die Pyramiden sind das Weltwunder des Altertums, der Assuan-Staudamm das Weltwunder der Neuzeit – so sprechen die Ägypter voller Stolz von dem größten modernen Bauprojekt ihres Landes. Mit einer Länge von 3.600 Metern und einer Höhe von über 110 Metern staut er den Nil zu einem 500 Kilometer langen Stausee auf. 1970 wurde der Hochdamm fertiggestellt und 1971 eingeweiht. Auf Arabisch wird er Sadd el-Ali genannt.

Die Idee, den Nil aufzustauen, war schon alt. Bereits im Alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen baute man zahlreiche Dämme und Deiche, um das Wasser nach der jährlichen Nilschwemme so lange wie möglich auf den Feldern zu halten und dort zu verteilen. Ebenso wurden Dämme errichtet, um die spontanen Fluten der Wadis aufzuhalten und in Kanäle umzuleiten.

Der natürliche Rhythmus des Nil mit seiner jährlichen Überschwemmung war gut für die Landwirtschaft, weil er die Felder flutete und fruchtbaren Nilschlamm auf ihnen ablagerte. Aber es gab auch Probleme. Zum einen war man an den Rhythmus der Jahreszeiten angewiesen. Es waren keine Mehrfachernten möglich, weil der Wasserstand des Nil im Sommer zunächst zu niedrig und dann durch die Nilschwemme zu hoch war. Außerdem stellte man bereits im 19. Jahrhundert fest, dass man das Land gar nicht im industriellen Sinne modernisieren konnte, solange das Niltal für einige Monate größtenteils unter Wasser stand und die Orte und Siedlungen wie Inseln aus der Flut ragten. Wie sollte man in einer solchen Landschaft Fabriken, Straßen und Eisenbahntrassen bauen? Außerdem sorgte man sich um die Stromversorgung des Landes.

Die Lösung war klar. Ein Damm musste her. Bereits 1902 wurde rund 7 Kilometer südlich von Assuan der erste Damm fertiggestellt. Er konnte bereits einen großen Teil der Nilflut aufhalten und das Wasser speichern. Doch schnell war klar, dass er an seine Grenzen geriet. Er war zu niedrig. Ein neuer Damm musste gebaut werden. In den 1950er Jahren wurden eifrig Pläne geschmiedet. Der neue Damm sollte ein nationales Vorzeigeprojekt werden. Zehn Jahre später begannen die Bauarbeiten. Anfangs sollten westliche Baufirmen das Megaprojekt umsetzen. Doch weil der damalige Präsident Gamal Abdel Nasser sich mit den USA und Großbritannien verworfen hatte, wich man auf die Sowjetunion als Baupartner aus. Zahlreiche russische Ingenieure kamen ins Land, um bei dem Bau zu helfen.

Bereits während der Bauarbeiten zeigten sich Probleme: Wohin mit all den Menschen, die im Niltal südlich des Dammes wohnten, wenn die ganze Region geflutet wird? Mehr als 90.000 Menschen, hauptsächlich die Nubier der Region, mussten umgesiedelt werden. Auch die dortigen Tempel waren in Gefahr. Auf einen Alarmruf von Intellektuellen und Prominenten aus aller Welt entschloss sich die Weltkulturorganisation UNESCO, die wichtigsten Tempel umzusetzen, darunter auch die großen Felsentempel von Abu Simbel.

Nach der Einweihung des Dammes stieg der Wasserspiegel südlich des Dammes an. Es entstand der Stausee, der Nasser-See, der nach dem Präsidenten Gamal Abdel Nasser benannt wurde. Der See ist heute einer der größten künstlichen Seen der Erde. Er ist rund 500 Kilometer lang und je nach Stelle etwa 5 bis 35 Kilometer breit.

Der Staudamm hat Vorteile und Nachteile gebracht. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Milliarden Kubikmeter Wasser, die jedes Jahr ungenutzt ins Mittelmeer geflossen waren, werden nun optimal genutzt. Wegen der Unabhängigkeit vom Rhythmus der Nilflut kann nun mehrmals pro Jahr geerntet werden. Die Schäden, die bei großen Fluten entstanden waren, gehören nun der Vergangenheit an. Zudem sorgt der Hochdamm mit seinem Turbinen und dem angeschlossenen Elektrizitätswerk für einen großen Teil der Stromversorgung des Landes.

Aber auch die Nachteile sind klar erkennbar. Abgesehen davon, dass eine ganze Kulturregion unter Wasser gesetzt wurde, hat der Staudamm Auswirkungen auf die Umwelt. Der fruchtbare Nilschlamm, der sich früher auf den Feldern abgelagert hatte, bleibt aus. Nun muss mit künstlichem Dünger nachgeholfen werden. Der permanent hohe Grundwasserspiegel und die ausbleibende Flut sorgen für eine Versalzung des Bodens. Dies ist für die ägyptische Landwirtschaft ein Problem. Außerdem fehlen die Sedimentablagerungen an den Flussmündungen des Deltas. Dort verändert sich das Küstenbild. Auch die Fischerei ist davon betroffen, weil die Nährstoffe wegbleiben, die früher mit dem Nil ins Meer geflossen sind und eine reiche Meeresfauna und somit ergiebigen Fischfang ermöglichten.

Dafür ist eine großflächige Seen- und Insellandschaft entstanden, die ihre ganz eigenen Reize hat. Mittlerweile werden Kreuzfahrten auf dem Nasser-See angeboten. Im Nasser-See gibt es übrigens noch die großen Nilkrokodile. Wenn man aufmerksam an stillen Buchten des Nasser-Sees wartet, kann man sie sehen. Daher sollten manche Stellen zum Baden gemieden werden.

Autor dieses Artikels: Mirco Hüneburg


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