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Jerash (Gerasa)

Jerash, das antike Gerasa, ist eine kleine jordanische Stadt mit großer Geschichte. Die antike Stadt war in römischer Zeit größer als der moderne Ort. Dementsprechend wirkt die Ruinenlandschaft wie ein gigantisches Freilichtmuseum. Zahlreiche Bauwerke sind erhalten: Tempel, Theater, Thermen, Triumphbögen und Ruinen von byzantinischen Kirchen.

Jerash - antike jordanische Stadt


Jerash ist eine kleine antike jordanische Stadt mit großer Geschichte - © STERN TOURS

Jerash ist ein kleines orientalisches Städtchen im Norden Jordaniens. Etwas 45 Kilometer nördlich von Amman begrüßt Jerash seine Besucher meine einer fast lieblichen Hügellandschaft, die im Sommer zwar karg, im Winter jedoch außerordentlich grün ist. Jerash hat für seine Gäste eine Überraschung parat. Denn die meisten Touristen ahnen nicht, dass die antiken Ruinen von Jerash ebenso bedeutend und spektakulär sind wie jene in Petra oder im syrischen Palmyra. Zwar fehlt die dramatische Hintergrundkulisse – wie in Palmyra die Wüstendünen und in Petra die Felsenberge. Doch auch die Ruinen und antiken Bauwerke von Jerash zeugen von einer großen Vergangenheit.

Durchzogen wird die Stadt vom Wadi Jerash, das nach der Stadt benannt ist und in der Antike ein Fluss namens Chrysorhoas („Goldfluss“) war. Östlich des Wadis erstreckt sich der moderne Ort Jerash, in dem heute rund 40.000 Menschen leben. Westlich des Wadis breitet sich die alte Ruinenstadt von Gerasa aus. Früher erstreckte sich Gerasa bis weit nach Osten. Doch dieser Teil der antiken Stadt ist durch den modernen Ort überbaut.

Jerash (Gerasa) - jordanische Stadt mit großer Geschichte - © STERN TOURS

Gerasa hatte in der Antike, seit der Zeit der Seleukiden, auch den Spitznamen „Antiochia am Goldenen Fluss“, ein Hinweis darauf, dass man schon damals sich mit großen Metropolen wie Antiochia verglich.

Geschichte des alten Gerasa

Zwar wurden an einzelnen Stellen in der Gegend von Jerash Funde aus der Jungsteinzeit gemacht, die darauf hindeuten, dass schon im 6. Jahrtausend v. Chr. sich zeitweise hier Menschen niedergelassen hatten. Auch wurden Siedlungsspuren aus der Bronzezeit und aus der biblischen Zeit des 1. Jahrtausends v. Chr. gefunden. Doch die Geschichte Gerasas als konstante Siedlung und bedeutende Stadt begann in der klassischen Antike.

Die Region Transjordanien erlebte nach der Eroberung durch Alexander dem Großen einen großen Aufschwung. Im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. schien die Bevölkerung zu wachsen. Jedenfalls hinterlassen die archäologischen Spuren diesen Eindruck. Im 2. Jahrhundert v. Chr. konnten die hellenistischen Seleukiden die Region den ebenfalls hellenistischen Ptolemäern Ägyptens entreißen. Zu dieser Zeit wurde Gerasa unter dem Namen „Antiochia am Goldfluss“ offiziell als Stadt gegründet. In der folgenden Zeit war die Stadt zunächst unter der Oberherrschaft der Seleukiden gestanden, geriet jedoch zunehmend unter dem Einfluss der arabischen Nabatäer, die in Petra eines ihrer Zentren hatten.

Das antike Gerasa profitierte, wie viele jordanische Städte jener Zeit, von einem Klimaoptimum, das gute Landwirtschaft und großes Bevölkerungswachstum ermöglichte, und von einem blühenden Karawanenhandel. Insbesondere die Strecke von Damaskus nach Petra führte durch Gerasa. Während der Zeit des Makkabäerreiches in Palästina machte sich auch jüdischer Einfluss bemerkbar.

Mit der Eroberung Gerasas durch die Römer in Jahre 63 v. Chr. begann eine Epoche des wirtschaftlichen Aufstiegs. Die Legionen Roms sorgten in der Levante für politische Stabilität, die zuvor durch die seleukidisch-ptolemäischen Kriege nicht gegeben war. Im Schutz des Römischen Reiches konnte sich der Handel ideal entwickeln. Die Bewohner von Gerasa wurden wohlhabend. Die Stadt wurde prächtig ausgebaut. Fast alle antiken Gebäude, die man heute in Gerasa besichtigen kann, stammen aus der römischen Zeit. Im 1. Jahrhundert n. Chr. schien, wie in allen Städten der Levante, auch in Gerasa ein Bauboom angebrochen zu sein, der mindestens zwei Jahrhunderte anhielt.

Durch die römische Annexion des Nabatäergebietes und weiteren Expansion in Richtung Mesopotamien im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde der einheitliche Wirtschaftsraum vergrößert. Der Handel florierte, die städtebaulichen Maßnahmen wurden fortgesetzt. Höhepunkt und besondere Ehre für die Stadtbürger von Gerasa war der Besuch des Kaisers Hadrian im Jahre 129 n. Chr. Dieser war in den Ostprovinzen seines Reiches unterwegs, um die strategische Verteilung der Legionen an den Ostgrenzen zu beurteilen und die dort stationierten Truppen zu inspizieren. Von Antiochia am Orontes (dem heutigen Antakya in der Südtürkei) kommend, zog er durch Syrien, um dann die Situation in den Provinzen Judäa und Arabia unter Augenschein zu nehmen. Dabei kam er in Gerasa, dem Antiochia am Goldenen Fluss vorbei und überwinterte hier, bevor er weiter nach Ägypten zog. Für die Stadt war der Aufenthalt ein Höhepunkt ihrer Geschichte. Eigens zu Ehren dieses Besuches wurde ein Triumphbogen errichtet, damit der Kaiser gebührend empfangen werden konnte. Diesen Triumphbogen kann man noch heute im Süden der antiken Stadt besichtigen. Auch die Tempel der Artemis und des Zeus wurden rundum erneuert. Villen wurden errichtet, die Stadt mit Prachtalleen aufgehübscht.

Ob die Stadt sich angesichts des kaiserlichen Besuches finanziell übernommen hatte, ist ungewiss. Deutlich ist aber, dass es seit dem Kaiserbesuch in Gerasa niemals wieder einen derartigen Bauboom gegeben hatte. Im 3. Jahrhundert n. Chr. war sogar ein wirtschaftlicher Niedergang zu verzeichnen. Für große Bauprojekte waren kaum noch Mittel vorhanden. Ein wichtiger Grund war der Niedergang des Handels. Die Ostprovinzen des römischen Reiches waren unsicher geworden. Es gab wiederholten Krieg zwischen den Römern und den Sassaniden aus Persien. Rom musste zudem Gebietsverluste im Osten hinnehmen. Die Handelswege waren gefährdet. Auch die Beduinen trieben an der Südostflanke des Reiches ihr Unwesen.

Die Unterstützung der Tempelinstitutionen durch die Stadt ließ nach. Dies hatte neben dem Bedeutungsrückgang der Stadt noch einen anderen Grund. Das Christentum verbreitete sich und erreichte auch Gerasa. Statt die Tempel zu erweitern wurden nun Kirchen errichtet. Der größte christliche Bau im spätantiken Gerasa war eine Doppelkirche aus dem 4. Jahrhundert mit Brunnenhof in der Mitte. Gerasa war in byzantinischer Zeit zum Bischofssitz geworden.

Der Niedergang der Stadt erfolgte im 7. Jahrhundert. Zunächst kamen die Sassaniden aus Persien und besetzten das Gebiet. Wenige Jahre später erfolgte die Eroberung durch die muslimischen Araber. Im Jahre 658 schließlich zerstörte ein Erdbeben wichtige Bauten. Ein weiteres schweres Erdbeben ereignete sich im Jahre 749. Die Bevölkerungszahl ging zurück. Dann verschwand die Stadt im Dunkel der Geschichte. Bereits im Mittelalter war Gerasa vornehmlich als Ruinenstätte bekannt. Erst im 19. Jahrhundert, als Jordanien Teil des Osmanischen Reiches war, wurden Tscherkessen aus dem Kaukasus hier angesiedelt, um den Ort mit Leben zu füllen. Dann kamen wieder Araber aus der näheren Umgebung, um sich hier niederzulassen. Heute ist Jerash eine ordentliche Kleinstadt, die jedoch im Schatten der einstigen Bedeutung von Gerasa steht.

Sehenswürdigkeiten in Jerash / Gerasa

Wegen der Größe des archäologischen Ruinenparks besichtigen die meisten Touristen nur einige Abschnitte der antiken Stadt. Highlight ist zumeist der große Artemistempel. Wer mehr Zeit mitgebracht hat, sollte sich das ganze Gelände anschauen. Empfehlenswert wäre es, dem Weg Kaiser Hadrians zu folgen und die alte Stadt von Süden durch dessen Triumphbogen zu betreten. Dann kann man den Achsen der antiken Stadt folgen, die die Stadt von Süd nach Nord sowie von West nach Ost durchschneiden.

Beginnen wir also im Süden. Die Stadt begrüßt uns mit dem Hadriansbogen, der zum Anlass dessen Besuches im Winter 129/130 errichtet wurde. Vor wenigen Jahren war sein Zustand noch erbärmlich, denn Teile waren während der spätantiken Erdbeben eingebrochen. Vor wenigen Jahren ist der Bau jedoch teilrestauriert worden und sieht nun recht vorzeigbar aus. Ursprünglich war er mal 25 Meter breit und etwa 21 Meter hoch. Die Bogenhöhe des Hauptdurchgangs beträgt 11 Meter. Vier Halbsäulen begrenzen den Hauptdurchgang und die beiden kleineren Seitendurchgänge.

Durchschreiten wir diesen Torbau, sehen wir nach wenigen Metern zur Linken die Überreste des alten Hippodroms, der antiken Pferderennbahn aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Sie war etwa 244 Meter lang. In ihrem ursprünglichen Zustand dürfte sie rund 10.000 bis 15.000 Zuschauern Platz geboten haben.

Weiter des Wegs treffen wir auf das Visitor’s Centre, dem Empfangsbereich für die Touristen. Dahinter gelangt man durch das Südtor der Stadtmauer in die eigentliche antike Stadt. Bereits hier beginnen die großen Bauten. Zur Linken sehen wir auf einem gewaltigen Podest das Zeus- bzw. Jupiterheiligtum aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und dahinter das sogenannte Südtheater aus dem 1, Jahrhundert n. Chr. Sowohl die Zuschauertribüne als auch das Erdgeschoss des Bühnenhauses sind noch gut erhalten. In der Antike haben im Theater rund 5.000 Zuschauer Platz gefunden.

Nach Norden zweigt vom Vorplatz des Jupitertempels das große Forum ab, das eine eigentümlich ovale Form hat. Ein solcher säulenumrahmter Forumsplatz dürfte in der antiken Welt einmalig gewesen sein. Der Zweck dieses Forums bzw. ovalen Paradeplatzes ist ungeklärt, da er von sonstigen antiken Foren in seiner Form vollkommen abweicht. Vielleicht wurde hier eine bestimmte Empfangszeremonie für Kaiser Hadrian zelebriert.

Folgt man dem Weg weiter nach Norden, gelangt man vorbei an der Agora, einem Platz mit oktogonaler Form und damals einer Brunnenanlage, weiter vorbei am Tetrapylon, einer prunkvollen Platzkreuzung mit Säulenbauten, und trifft schließlich auf das Zentrum der Stadt mit dem großen Artemis-Tempel und dem Nympheum.

Beim Nympheum handelt es sich um ein großes Prachtgebäude mit einem halbrunden Bau mit Säulenarchitektur, der als Nyphenheiligtum und Brunnenbau gleichermaßen gedacht war. Der Tempel der Artemis war mit seinen Ausmaßen von 120 mal 160 Metern das Herz der Stadt. Über Treppen, durch Propyläen, über weitere Treppen und dem Vorplatz gelangt man zum Hauptbau des Tempels, von dem noch die vorderen Säulen aufrecht stehen. Nördlich des Artemis-Tempels steht ein weiterer Theaterbau, wiederum nordöstlich davon die Ruinen der alten Thermen.

Sehenswert sind auch die zahlreichen Kirchenruinen in Gerasa, die allesamt aus spätrömischer und byzantinischer Zeit stammen. Der größte Kirchenkomplex befindet sich neben dem Artemistempel. Es handelt sich um eine Doppelanlage aus Kathedrale, einem Brunnenhof und einer weiteren Kirche. Die komplette Anlage ist mit allerlei Vor- und Anbauten versehen. Die Kathedrale war eine bauliche Erweiterung des alten Dionysostempels. Die über den Brunnenhof angeschlossene Kirche des Heiligen Theodor wurde im 5. Jahrhundert errichtet.

Eine weitere interessante Kirchanlage befindet sich westlich der Doppelkirche und südwestlich des Artemistempels. Es handelt sich hierbei um einen Komplex, der drei Kirchen nebeneinander vereint. Im 6. Jahrhundert wurde diese Kirchendreiheit errichtet. Die einzelnen Kirchen sind verschiedenen Heiligen gewidmet. Der südlich Abschnitt dem heiligen Georg, der mittlere dem Heiligen Johannes und der nördliche dem Heiligen Kosmas. Die drei Kirchen teilen sich das Fundament und den Narthex im vorderen Bereich, haben jedoch jeweils einen eigenen Saal mit jeweils vier Säulen oder Pfeilern und jeweils eine eigene Apsis.

Im Südwesten der Ruinenstadt von Gerasa stehen die Ruinen zweier weiterer Kirchen. Die eine war den Heiligen Peter und Paul gewidmet. Die andere war eine von einem reichen Stadtbürger gestiftete Gedächtniskirche zum Andenken an seine Familie. Beide Kirchen stammen aus dem 6. Jahrhundert.
Interessant ist auch die Synagogenkirche westlich des Artemistempels. Es handelt sich um die Reste eines Tempels, der später zur Synagoge und schließlich zur Kirche umgebaut wurde.

Man könnte noch erheblich mehr besichtigungswürdige Bauwerke aufzählen, die Gerasa zu bieten hat. Sie alle haben gemeinsam, dass zumeist nur die Grundmauern und einige Säulen aufrecht stehen. Die oberen Stockwerke oder Dächer fehlen zumeist. Auch von den Häusern der einfachen Stadtbürger ist wenig erhalten. Jenseits der breiten Prachtstraßen und großen Plätze muss man sich das antike Gerasa mit engen Gassen, dichter Besiedlung und überfüllten Straßen vorstellen, um ein realistisches Bild davon zu bekommen, wie die Stadt im klassischen Altertum aussah. Während Orte wie Petra dazu geeignet sind, sich ein Bild über die prächtige Gräberwelt zu machen, eignet sich Gerasa dazu, eine Vorstellung von der griechisch-römischen Stadt im Vordern Orient zu bekommen. Auf jeden Fall sollte man sich für die Besichtigung mindestens einen halben Tag, besser noch einen ganzen Tag Zeit nehmen.

Autor dieses Artikels: Mirco Hüneburg


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